Perfekt verbunden. Bismarckschule Hannover

Fertigstellung am 08.01.2013, Projektreport
von Reinhard Kurz

Die niedersächsische Landeshauptstadt Hannover entschied sich 2008 für die Generalsanierung und Erweiterung der Bismarckschule, einem vierzügigen Gymnasium in der Südstadt mit ca. 1.000 Schülern. Lindner erhielt den Auftrag für die Umsetzung als Generalunternehmer im Rahmen eines ÖPP-Finanzierungsmodells. Der denkmalgeschützte Jugendstil-Altbau aus dem Jahr 1911 wurde dabei insbesondere in den Disziplinen Haustechnik und Brandschutz auf den aktuellen Stand gebracht. Im Zuge der Sanierung entstand auch ein funktionell und optisch passender Anbau im Passivhausstandard zur Erweiterung der Gesamtnutzfläche sowie völlig neu gestaltete Außenanlagen.

Hoch funktionell – mit einem Blick ins Grüne.

Der Neubau bildete den Auftakt des Gesamtprojekts, da für die Sanierung des Hauptgebäudes im laufenden Betrieb Auslagerungsräume für die Schulklassen bereitgestellt werden mussten. Der von Lindner schlüsselfertig für den Bauherren errichtete Neubau besteht aus 10 Unterrichtsräumen und einem großzügigen Ganztagesbereich mit Speisesaal, Mensaküche und Freizeitflächen. Die Klassenzimmer sind akustisch auf die Bedürfnisse des Schulalltags ausgelegt. Abgehängte Akustikdecken und Wandabsorber sorgen für gute Sprachverständlichkeit und ermöglichen es den Lehrkräften, den Unterricht ohne unangenehme Belastung der Stimme abzuhalten.

Aktiv im Schulalltag, passiv zur Umwelt.

Zur langfristigen Einsparung von Primärenergie bzw. der nachhaltigen Reduktion der Unterhaltskosten des Gymnasiums wurde der Erweiterungsbau nach den aktuellen PHPP-Anforderungen (Passivhaus Projektierungs-Paket) eines hoch energieeffizienten Gebäudes geplant und gebaut:

  • Umlaufende Wärmedämmung
  • An der Südfassade vierfache, an den übrigen Fassadenteilen dreifache Wärmeschutzverglasung mit gedämmten Fensterrahmen
  • Lüftungsanlage mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung

Absolut barrierefrei.

Das neue Gebäude bietet noch einen weiteren entscheidenden Vorzug, der die Zukunftsfähigkeit des Sanierungsprojekts unterstreicht: Der Neubau ist barrierefrei zugänglich und verfügt über einen Aufzug bis in das zweite Geschoss. Über einen weiteren Aufzug ist der barrierefreie Übergang zum Altbau möglich – trotz der versetzten Geschosse. Auch im Bestandsgebäude sind so annähernd alle Unterrichtsräume und die wesentlichen naturwissenschaftlichen Räume barrierefrei erreichbar. Die beiden Gebäudekörper wurden erfolgreich zu einer Einheit miteinander verbunden.

Sporthallensanierung von A bis Z.

Die beiden alten Sporthallen der Bismarckschule erhielten ebenfalls eine umfassende Renovierung. Mit ihren großen Rundbogenfenstern und dem zum Teil sichtbaren Dachstuhl heben sich die Räume von neu gebauten Hallen deutlich ab. Die Denkmalschutzvorgaben erwiesen sich für die Arbeiten allerdings als große Hürde – nicht aus gestalterischer, sondern aus logistischer Sicht: Die jeweils ca. 250 m² großen Hallen waren für die notwendigen Abbruchgeräte nicht zugänglich. So musste die gesamte Rohbodenfläche von Hand entfernt werden.

Die Ausstattung der beiden Hallen wurde durch die Sanierung insgesamt deutlich verbessert:

  • Neuer Hallenboden
  • Neue Prallwände
  • Ballwurfsichere, effiziente Leuchten
  • Optisch abgestimmte Deckenheizkörper
  • Neue angeschlossene Geräteräume
  • Sanierte Sanitäreinrichtungen und Umkleiden

Kein Platz für Schadstoffe!

Ein besonderes Augenmerk bei der Sporthallensanierung lag auf der Entfernung von vorhandenen Schadstoffen. Vor der Neugestaltung wurden alle Bauteile, die künstliche Mineralfasern (KMF) und Asbest enthielten, wie etwa Brandschutzklappen, fachgerecht von Lindner rückgebaut und entsorgt. Nach Abschluss der Sanierung sind die Turnhallen sicherheits- und gesundheitstechnisch auf dem neuesten Stand.

Altbau mit moderner Ausstattung.

Kern des Gesamtprojekts war die Sanierung des Altbaus mit über 30 Fach- und Klassenräumen. Lindner erarbeitete bereits bei Planungsbeginn zusammen mit den Architekten und Bauherren ein Gesamtkonzept, das technische Modernisierung und Denkmalschutz bestmöglich in Einklang brachte. Besonders die Flure, Treppenhäuser und das Aula-Foyer sollten nah am Originalzustand von 1911 wieder hergestellt werden. Zugleich bestand im Gebäude auch dringender Bedarf für eine grundlegende Brandschutzertüchtigung. Diese scheinbaren Gegensätze aufzulösen blieb die größte Herausforderung bis zur erfolgreichen Fertigstellung des Projekts. Am Ende war es eine gekonnte Mischung aus der Erneuerung und Rekonstruktion bzw. Ertüchtigung bestehender Bauelemente, kombiniert mit einem zeitgemäßen Fluchtwegekonzept und Brandmeldeanlagen, die das gewünschte und beeindruckende Ergebnis brachte.

Moderner mit weniger Energieverbrauch.

Die Sanierung hatte nicht nur die Wiederherstellung des früheren Erscheinungsbildes der Natursteinfassade zum Ziel, sondern auch eine energetische Modernisierung: Einfach verglaste Fenster wichen hochwärmegedämmten, und die Dämmung von Dachflächen und -böden sowie der Kelleraußenwände wurde deutlich aufgerüstet – selbstverständlich in Abstimmung mit der Denkmalpflege.

Die Schule geht vor.

Die minimale Beeinflussung des Schulbetriebs hatte während des gesamten Verlaufs stets Vorrang. Dies bedeutete nicht nur, dass ausreichend und komfortable temporäre Nutzflächen in unmittelbarer Nähe zur Verfügung stehen mussten. Um ein maximales Sicherheitsniveau auf dem Gelände für alle Schüler zu gewährleisten durfte kein Material auf der Baustelle gelagert und nur zu mit der Schulleitung abgestimmten Zeiten angeliefert werden. Genauso galt es, während der Unterrichtsstunden das Lärmniveau möglichst gering zu halten. Für die Schulleitung und Elternvertreter war es entscheidend, dass die Schüler insbesondere in Prüfungszeiten keine Einschränkungen in Kauf nehmen mussten.

Bestens ausgerüstet für die Zukunft.

Natürlich erhielten auch die Klassenzimmer eine vollständige Sanierung. Deren moderne Ausstattung mit Akustikdecken und Multimedia-Anschlüssen entspricht nun der des angrenzenden Neubaus.

Der naturwissenschaftliche Bereich der Schule erfuhr ebenfalls grundlegende Veränderungen: Das Inventar blieb mit Ausnahme der Labortische, nach einer umfassenden Restaurierung, weitestgehend gleich. Für die akustische Regulierung in den Räumen sorgen seit der Sanierung abgehängte Deckensegel, die optisch äußerst dezent integriert wurden. Angepasst an die großen Klassenverbände von heute wurden zudem die Räume teils erweitert. Den Durchbruch der tragenden Wände ermöglichte der Einsatz von zusätzlichen Stahlträgern zur Lastabtragung. Der gesamte Gebäudekomplex – Altbau und Neubau mit Verbindungstrakt – ist heute barrierefrei ausgebaut. Im alten Gebäude wurde dafür sogar ein behindertengerechter Aufzug installiert.

Stilvoll renoviert: die Aula der Bismarckschule.

Ein besonderes Schmuckstück des Projekts ist die grundlegend erneuerte Aula der Schule. Sie wurde nach denkmalerischen Gesichtspunkten in den Zustand der letzten Sanierung um 1950 zurückversetzt. Umso beeindruckender, da selbstredend auch hier neueste Präsentationstechnik Einzug gefunden hat. Diese wurde allerdings, soweit möglich, für den Zuschauer unsichtbar installiert. Der festliche Raum erhielt als Teil des Brandschutzkonzepts zudem eine neue F90-Betondecke. Sicherheit und Denkmalschutz müssen und dürfen sich gerade in Schulen nicht ausschließen.

 

Bildnachweis: © Olaf Mahlstedt

Bismarckschule Hannover
Bauherr: Stadt Hannover, FB Gebäudemanagement
Architekt: Wegener + Schebalkin Architekten

www.bismarckschule.de

 

 

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