Ein Meilenstein für Bamboo - Flughafen Madrid-Barajas

Fertigstellung am 09.01.2013, Projektreport
von Reinhard Kurz

Im Jahr 2000 begannen Rogers Stirk Harbour + Partner (ehemals Richard Rogers) und Estudio Lamela mit der Planung des Terminal 4 für den Flughafen Madrid Barajas. Bei der Eröffnung 2006 präsentierte sich ein völlig neues Raumerlebnis für ein Funktionsgebäude dieser Größe.

"Notice that the stiffest tree is most easily cracked, while the bamboo or willow survives by bending with the wind." (Bruce Lee)

Ein auf verschieden farbigen "Y-Bäumen" gelagertes Dach in Form von Vogelschwingen verleiht dem 1,2 km langen Terminal eine einzigartige Leichtigkeit und Transparenz, sowohl für die Reisenden im Inneren, als auch beim Blick von außen. Das konsequente Tageslichtkonzept mit Innenhöfen, Oberlichtern und Lichtgräben sorgt für eine angenehme Ausleuchtung und langfristig niedrige Energiekosten.

"The design process has focused on delivering an improved passenger experience, creating an attractive, peaceful atmosphere." (www.rsh-p.com)

Der großflächige Einsatz natürlicher Materialien unterstützt den gewünschten Effekt. Ungewöhnlich, sehr ausdrucksstark und besonders innovativ war die Verwendung von Bambus zur Verkleidung der geschwungenen Dachstruktur.

Das Grasgewächs qualifizierte sich nicht nur dank seiner einzigartigen Optik für diese Anwendung, sondern vor allem durch seine vielseitigen Eigenschaften als Werkstoff. Der schnell wachsende Bambus gilt, gerade im Vergleich zu vielen Harthölzern, als umweltfreundlich und ist, je nach Sorte, binnen 5 Jahren erntereif. Als Werkstoff eingesetzt ist er extrem leicht und elastisch, gleichzeitig aber sehr widerstandsfähig und zugfest. Heute findet man Bambus in vielen Branchen wieder – seit geraumer Zeit auch als Oberfläche von CO2-neutralen Notebooks. Ein wahrer Generalist von Natur aus!

Dennoch erforderte es eine lange Reihe von Tests, um die geplante Decke aus Bambuspaneelen ausführen zu können. Mit der erfolgreichen Erfüllung der Brandschutznorm M1 nach UNE 23727 war am Ende die letzte und wichtigste Hürde am Flughafen Madrid-Barajas genommen.

"Wunderbares Wachstum" bescheinigt nun 10 Jahre später Lufthansa exclusive in seiner Ausgabe 01/2013 der Bambus-verarbeitenden Industrie – und dem vielseitigen Gras gleichermaßen – auf dem europäischen Markt. Da blickt man heute wirklich gerne auf eine Architekturvision zurück, mit der alles (vieles) anfing.

Lindner führte in den Jahren 2002 bis 2004 besagte Bambusdecke auf mehr als 200.000 m² Fläche im Terminal 4 und dem Satellitengebäude aus.

Bildnachweis: © AENA

www.rsh-p.com
www.lhm-lounge.de

 

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